skip to Main Content

Die Terrihütte und die Greina Ebene in der Presse

Alpenjournal – Michael Pröttel

Mystik und Engagement in der Surselva

von Michael Pröttel

«Wenn eine unschuldige Seele, das, was von hier aus sieht mit unparteiischem Gemüt betrachtet und die zahme Weide mit der Wildheit der Gebirge vergleicht, so wird er ungern diese Stelle verlassen.» Das Crap la Crusch, über den der Benediktinerpater Placidus a Spescha 1820 so schrieb ist wirklich ein einzigartiger Ort. An dem von Eiszeitgletschern flach gehobelten Sattel entscheiden nur wenige Dezimeter ob das Regenwasser zum Mittelmeer oder zur Nordsee hin abfliesst. Er ist also eine kontinentale Wasserscheide. Zudem bildet er sowohl eine geologische (Bündner Schiefer/ Trias Karbonate) als auch eine politische (Tessin/ Graubünden) und sprachliche Grenze (Italienisch/ Rätoromanisch). Im Norden überragen die vergletscherten Gipfel von Piz Medel der Piz Medel Gruppe, das vor uns liegende Hochtal der Greina. Seine Durchquerung kann Stunden dauern, zu schön ist es einfach dem Rein da Sumvitg zuschauen, wie er in unzähligen Mäandern dem Tal entgegen fliesst. Der junge Fluss koste seine Freiheit spielerisch aus, bevor er im Haupttal in enge Hochwasserdämme gezwängt wird. Die Greina war lange Zeit durch Kraftwerkspläne bedroht. 1996 endlich konnte das Flachmoor mit seinen 45 geschützten Pflanzenarten durch das Engagement der Schweizer Greina Stiftung endgültig vor dem Bau einer 80 Meter hohen Staumauer bewahrt werden. Und gilt seither als Symbol des Widerstandes gegen die Ausbeutung intakter Naturlandschaften.

Am gegenüberliegenden Pass Diesrut (2428 m) (siehe Sommerfotos!)bietet sich ein letztes Mal der traumhaften Blick auf das kleine Naturwunder, bevor man nach Norden ins rätoromanische Val Lumnez absteigt. Der Pass war für die Bewohner der Lumnezia ein bedeutender Übergang auf ihrem Weg nach Oberitalien, die als lattès (Molkereiarbeiter) in Mailand ein Wintereinkommen fanden. Beim Abstieg  begleiten wir die tosende Aua da Diesrut, die über Jahrmillionen ein tiefes Tal ins Gestein schnitt. Im Weiler Vrin angekommen werden wir gewahr, dass unsere Schaffenszeit demgegenüber sehr begrenzt ist. Am Beinhaus der Dorfkirche bildetet ein vierreihiger Fries aus Totenschädeln das allgegenwärtige Memento Mori: «Gedenke, dass du sterben musst.» Ganz im Gegensatz dazu leuchtet die üppige Barockkirche in der Herbstsonne. Zurecht gilt die Marienkirche als das edelste Gotteshaus in dem an Sakralbauten nicht armen Val Lumnez.

Beim Alpenschutz vertrauen die gläubigen Talbewohner jedoch nicht allein auf Gottes Gnade, sondern zeigen grosses Engagement: Seit 1990 hat sich Pro Val Lumnezia umweltgerechtes Wirtschaften und sanften Tourismus auf die Fahnen geschrieben. Realisiert wurden u.a. ein Direktvermarktung örtlicher Erzeugnisse, ein vorbildliches Wanderwegenetz und ein Badesee im Dorf Vattiz. Ausserdem wirkt die Lumnezia mit im Gemeindenetzwerk Allianz in den Alpen. Mit diesem will die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA die lahmende Konvention zum Schutz der Alpen zumindest auf regionaler Ebene umsetzten.

Beim weiteren Abstieg wechseln sich idyllische Bergdörfer und satte Almflächen ab, bis schließlich der Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein erreicht ist. Hier befindet sich mit Illanz gleich die «Erste Stadt am Rhein»,  wie sich das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region Surselva stolz bezeichnet. Bereits hier zieht die Kirche von Falera die Blicke des Wanderers auf sich (siehe Sommerfotos !) , thront sie doch hoch über dem Rhein auf einer exponierten Talterrasse. Für den Anstieg von 500 Höhenmetern wird man über alle Massen belohnt. Auf den letzten Metern führt eine schöne Ahornallee zu dem spätromanischen Gotteshaus. Mit seinen Holzschindeldach, dem romanischen Turm, schönen  Fresken und nicht zuletzt seiner einzigartigen Lage wegen gilt Sankt Remigius als der schönste Sakralbau des Vorderrheintals. Schon in vorchristlicher Zeit erkannten die Menschen die mystische Ausstrahlung des Ortes. In der Bronzezeit befand sich auf der Muota, eine kleinen Ebene gleich hinter der Kirche die bedeutendste Sonnenkultstätte der Surselva. Die in Reihen aufgestellten Menhire gaben lange Zeit Rätsel auf.  Schliesslich erkannte man, dass eine Rheihe von 8 Menhiren auf den Anfang und das Ende des Bauernsommers ausgerichtet (21.5. — 21.7.) ist. Eine Weitere setzt sich nach Westen in Richtung der ebenfalls hoch über dem Rheintal gelegenen Kirchen von Ladir und Ruschein fort und zielt exakt auf die Sonnenuntergänge vom 11.11. und 2.2.  Diese Daten markieren Anfang und Ende des Bauernwinters. Solche Verbindungslinien zu Sonne und Mond galten als heilbringend für die Erde.

Viadi – Reisen in Graubünden

Magie und Kraftort – die Greina Ebene

swissinfo.ch

Fotografen erforschen die Greina

wegwandern.ch

Greina-Pian Geirett-Terrihuette

Salz & Pfeffer

Hoch hinaus

Schweizer Familie

Greina

Famigros

Famigros

Back To Top